Leoni wird 100: Start ins Jubiläumsjahr

Zahlreiche Aktivitäten zum runden Geburtstag geplant / Geschichte von der fränkischen Drahtwerkstatt zum global tätigen Spezialisten für Kabelsysteme / Stetiges Wachstum aus eigener Kraft und über Akquisitionen / Nischenmärkte und Zukunftstrends als Chance

Nürnberg – Leoni feiert im Jahr 2017 sein 100-jähriges Firmenjubiläum. Unter dem Motto „100 years – 100 faces“ stellt das Unternehmen seine Vielfältigkeit unter Beweis und zeigt, dass Tradition und Fortschritt zusammen gehören. Mit Videos, vielfältigen Maßnahmen der Werbung und Öffentlichkeitsarbeit, Festlichkeiten und interaktiven Aktivitäten für die Mitarbeiter lebt die Unternehmensgeschichte auf: 1917 vor den Toren Nürnbergs als Drahtwerkstatt gegründet, ist das Unternehmen heute als Spezialist für Kabelsysteme weltweit in mehr als 90 Fertigungsstandorten aktiv. Unternehmerischer Weitblick, Anpassungsfähigkeit und Schöpfungskraft gehören seit jeher zu den Werten, die eine erfolgreiche Entwicklung möglich machen. Groß geworden ist Leoni zuvorderst aus eigener Kraft, getragen vor allem durch qualitativ hochwertige Produkte sowie ein ausgeprägtes Gespür für Kundenbedürfnisse und Marktentwicklungen. Der Konzern startet mit rund 77.000 Mitarbeitern in 32 Ländern ins Jubiläumsjahr.

Die  Wurzeln des Unternehmens reichen zurück ins Jahr 1569, als der aus Lyon stammende Franzose Anthoni Fournier damit beginnt, in Nürnberg so genannte Leonische Waren herzustellen: vergoldete und versilberte Fäden und Drähte, die vor allem in kostbaren Stickereien verwendet werden. Diese glitzernden Gespinste und dekorativen Perldrähte sind im klerikalen, aber auch im zivilen Bereich gefragt. In der Folgezeit siedeln sich weitere Betriebe an, so dass sich die Region Nürnberg zu einem Zentrum dieses Gewerbes entwickelt.

Firmengründung durch Zusammenschluss

1917 schließen sich die drei Firmen Vereinigte Leonische Fabriken Nürnberg-Schweinau, Johann Philipp Stieber aus Roth und Johann Balthasar Stieber & Sohn GmbH aus Nürnberg-Mühlhof zusammen – und gründen die Leonischen Werke Roth-Nürnberg AG. Schon 1923 geht das Unternehmen an die Börse, um weiteres Kapital zu beschaffen. Knapp 80 Jahre später, im Jahr 2002, sollte die Gesellschaft in den M-DAX der Deutschen Börse aufsteigen.

Ein Modewandel und die Folgen des 1. Weltkriegs führen zu einem dramatischen Rückgang der Produktion: Textilprodukte wie Bourdon, Gallon, Brokat, Quasten oder Fransen sind kaum mehr gefragt. Leoni verlegt den Produktionsschwerpunkt in den 1920er Jahren zunächst auf elektrische Drähte und Litzen. Am traditionsreichen Standort in Roth gewinnt dann die Fertigung von Lackdraht und isolierten Kabeln an Bedeutung. Zu den Abnehmern zählen schon bald namhafte Großunternehmen, die neben zivilen Produkten auch Rüstungsgüter herstellen.

Auch Leoni wurde während des Zweiten Weltkrieges vom NSDAP-Regime für eigene Zwecke eingesetzt. So werden die Kabel für die Telefon-Kommunikation und den Fahrzeugbau auch im militärischen Bereich verwendet. Des Weiteren beliefert Leoni Motorenwerke und Konzerne der verarbeitenden Industrie, die ihrerseits als „kriegswichtig“ gelten. Die Anlagen sind in dieser Zeit insgesamt gut ausgelastet; lediglich die Maschinen zur Herstellung der Leonischen Waren liegen brach, da die Herstellung von Schmuckgegenständen aus Kupfer und Silber verboten ist. Abgesehen davon, ändert sich das Produktionssortiment kaum. Während der Großteil der männlichen Belegschaft Kriegsdienst leisten muss, werden vor allem ältere und erfahrene Mitarbeiter als „unabkömmlich“ vom Wehrdienst befreit.  

Einstieg in das Automobilgeschäft in den 50er Jahren

Nach Kriegsende beginnt die Fertigung von Anschlussleitungen für Elektrogeräte, die in steigender Zahl auf dem Markt kommen. Leoni konfektioniert in den 50er Jahren erste Kabelsätze für die boomende Automobilindustrie und legt damit den Grundstein für den Unternehmensbereich Bordnetz-Systeme, der heute einen Großteil der weltweit produzierenden Fahrzeughersteller zu seinem Kundenkreis zählt. Mit kunststoffisolierten Leitungen erobert Leoni neue Absatzmärkte wie Großrechenanlagen; IBM ist jahrelang der größte Kunde.

Stetige Internationalisierung – seit 1977

Zunächst baut das Unternehmen in den 60er Jahren seine Kapazitäten in Deutschland stetig aus, um 1977 in Tunesien den ersten Auslandsstandort zu gründen. Das Ziel lautet, die lohnkostenintensive Fertigung von Bordnetzen wettbewerbsfähig zu halten. Nach der Wende folgen Werke in Ungarn, Polen und der Slowakei, später in Rumänien und Serbien: Der entfernteste Standort zur Belieferung der westeuropäischen Autohersteller entsteht 2002 im ukrainische Stryj.  

Ein wichtiger Schritt auf dem Weg zum  Global Player ist die Erschließung der Absatzmärkte Amerika und Asien. In den USA fasst Leoni im Jahr 1990 Fuß. Beide Unternehmensbereiche sind mittlerweile mit insgesamt mehr als 15 Vertriebs- und Produktionsstandorten in Nord- und Südamerika präsent. 1993 gründet Leoni eine erste Tochtergesellschaft in China, folgt damit zunächst vor allem den etablierten Kunden aus dem Heimatmarkt ins Reich der Mitte. Es entstehen nach dem Vertrieb mehrere Fertigungen, später auch Forschung und Entwicklung. Leoni verfolgt das Ziel, in Asien und Amerika weiterhin überproportional zu wachsen, um die Umsätze im Vergleich zum etablierten Europa-Geschäft langfristig gleichmäßiger zu gestalten.

Zugang zu Kunden und Nischenmärkten durch Akquisitionen

In den späten 1990er Jahren startet Leoni eine Akquisitionsoffensive, die zu mehr als zwei Dutzend Firmenzukäufen führt. Zum einen integriert der Kabelspezialist direkte Wettbewerber aus dem Bordnetz-Umfeld wie Cummins, Lucas Rists, Valeo Connective Systems und Daekyeung – und erhält damit Zugang zu neuen Kunden wie etwa BMW, Hyundai oder den französischen Autoherstellern sowie zu weiteren Absatzregionen. Zum anderen dienen die Akquisitionen von Unternehmen wie Studer, Kerpen oder elocab der Erweiterung des Technologieportfolios und der Anwendungsgebiete. So gehört Leoni heute neben der Automobilindustrie auf den Gebieten der Schienenverkehrstechnik, der Medizintechnik oder der Robotik zu den führenden Anbietern von Verkabelungslösungen – und schärft damit seinen Fokus auf Spezialkabel, bietet vermehrt einbaufertige Systeme sowie Dienstleistungen wie Planung, Engineering, Installation oder Schulung an.

Innovation als Treiber des Fortschritts

 Neue Ideen für Produkte, Verfahren oder Anwendungsmöglichkeiten kennzeichnen Leoni seit jeher. So wird im Werk Roth in den 1980er Jahren erstmals das Mehrdraht-Ziehverfahren entwickelt und eine Anlage zum kontinuierlichen Verzinnen von Kupferdrähten gebaut; beides ist heute weltweiter Standard in der gesamten Draht-Branche. Mit der Erfindung des formstabilen Kabelsatzes Anfang der 90er Jahre gelingt es dem Unternehmen, Produkte herzustellen, die nicht nur widerstandsfähiger gegen mechanische Belastungen sind, sondern den Kunden beim Einbau ins Fahrzeug eine Zeitersparnis bringen. Eine jüngere Innovation ist das antimikrobielle Kabel für das Gesundheitswesen: Leoni kann dem Kabelmantel eine keimabtötende Wirkung verleihen und so dazu beitragen, den Hygienestandard in Arztpraxen und Krankenhäusern zu erhöhen.

Wandel und neue Technologien als Chance

Als Spezialist für die Übertragung von Energie und das Management von Daten sieht sich Leoni heute gut positioniert, um von gegenwärtigen und künftigen  Trends in Demographie, Ökologie, Mobilität, Globalisierung und Urbanisierung zu profitieren. Insbesondere die Digitalisierung der Industrie, die eine stärkere Vernetzung von Mensch, Maschine und Produkt mit sich bringt, bietet dem Unternehmen Chancen, um mit intelligenten Kabeln,  Kabelsystemen und sogenannten Smart Services den Wandel mitzugestalten.

Die Automobilbranche birgt, abgesehen von noch zu erschließenden Regionalmärkten, ebenfalls Potenziale für Leoni – zum Beispiel die Entwicklung hin zum Autonomen Fahren: Im Angebot sind heute schon Ethernet-Leitungen, die den schnellen Datenaustausch für die Echtzeit-Kommunikation ermöglichen. Weiterhin liegen Konzepte für das Leistungsmanagement in Fahrzeugen vor, das dank einer dezentralen Architektur redundante Übertragungswege bietet und ausfallsicher gestaltet werden kann – und gleichzeitig eine deutliche Reduzierung von Gewicht und Bauraum erlaubt. Für elektrisch betriebene Fahrzeuge umfasst das Leoni-Portfolio ein stetig wachsendes Angebot an Hochvolt-Produkten. Weiterhin entwickeln die Ingenieure des Unternehmens derzeit Lösungen wie  gekühlte Ladekabel, die kürzere Ladezeiten ermöglichen und damit helfen, Elektromobilität alltagstauglich zu machen.

Aktuelle Informationen zum Jubiläum

Eine Übersicht zum Jubiläum hat Leoni auf der Website 100.leoni.com zusammengestellt. Dort findet sich neben einem Video zur 100-jährigen Historie und einem Grußwort des Vorstandsvorsitzenden der Leoni AG, Dieter Bellé, auch der neue Unternehmensfilm. Außerdem berichten fünf Zeitzeugen im Laufe des Jubiläumsjahres über ihre ganz persönliche Sicht auf Themen, die bei Leoni große Bedeutung haben. Nach und nach werden auch Eindrücke von den Mitarbeiterfesten ergänzt, die 2017 rund um den Globus stattfinden.

Sprachen
Kontakt